Hintergrund

Bis im Sommer 2018 wurden in der Routine-Zuchtwertschätzung für Mutterkuh Schweiz (VMS) vor allem die Merkmale Nettozuwachs und Fleischigkeit berücksichtigt.

Gewisse Gruppierungen in der Fleischrinderzucht vermuten, dass aufgrund der relativ starken Gewichtung der Fleischigkeit, bei gewissen Rassen eine Abnahme der Fettabdeckung beobachtet werden kann. Als mögliche Quelle wird hier auf die Masterarbeit von Andrea Hospenthal (Hospenthal 2016) verwiesen. Eine abnehmende Fettabdeckung würde sich negativ auf die Frühreife auswirken. Für die Mäster oder Mutterkuhhalter hat die Frühreife eine hohe wirtschaftliche Bedeutung. Aufgrund der Bezahlungssysteme in den Schlachthöfen müssen die Schlachtkörper der gemästeten Tiere bezüglich Fleischigkeit und Fettabdeckung bestimmte Anforderungen erfüllen, damit keine Preisabzüge gemacht werden. Wenn ein Tier früher geschlachtet werden kann und trotzdem die Anforderungen des Schlachthofs erfüllt, entstehen für den Mäster oder den Mutterkuhhalter weniger Kosten. Auf dieser Kosteneinsparung basiert die wirtschaftliche Bedeutung der Frühreife.

Aus diesem Grund werden ab Sommer 2018 die Zuchtwerte für Schachtmerkmale überarbeitet. Neu werden Zuchtwerte für Fleischigkeit, Fettabdeckung und Schlachtgewicht geschätzt und publiziert.

Ziel

Das Ziel dieser Arbeit ist es verschiedene züchterische Massnahmen zur Verbesserung der Frühreife in der Fleischrinderzucht vorzuschlagen, diese zu beschreiben und die Vorschläge miteinander zu vergleichen.

Massnahmen

In diesem Abschnitt werden verschiedene Massnahmen zur Verbesserung der Frühreife beschrieben. Bei der Einführung des Zuchtwerts für das Merkmal Fettabdeckung steht die Umsetzung kurz bevor, die Einführung eines Schachtleistungsmerkmaleindex und der Ansatz von Berry et al. (Berry, Cromie, and M.Judge 2017) sind geplant, aber deren Umsetzung ist noch nicht terminiert. Für die Massnahme mit den Wachstumsmodellen wurde noch keine Umsetzung geplant. Ziel dieser Arbeit ist es die vorgeschlagenen Massnahmen zu beschreiben und deren Brauchbarkeit für die Zucht auf Frühreife zu beurteilen.

Zuchtwert Fettabdeckung

Ab der Routine-Zuchtwertschätzung im Sommer 2018 werden Zuchtwerte für das Merkmal Fettabdeckung (Klassen 1 bis 5) geschätzt und publiziert. Diese Einzelzuchtwerte im Merkmal Fettabdeckung sind ein erstes Werkzeug zur züchterischen Verbesserung der Frühreife. Hier geht es darum, wie der Einzelzuchtwert der Fettabdeckung in der Zuchtarbeit eingesetzt werden kann.

Index Schlachtleistungsmerkmale

Da in der Zuchtarbeit selten nur ein Merkmal von Bedeutung ist, müssen wir eine Strategie finden, wie eine Anzahl von Merkmalen gemeinsam für die Auswahl der Elterntiere der nächsten Generation berücksichtigt werden kann. Der optimale Ansatz für dieses Problem ist die Indexselektion, wobei ein Index als Schätzung des Gesamtzuchtwertes aufgestellt wird. Die für den Gesamtzuchtwert benötigten wirtschaftlichen Gewichte können aufgrund der Bezahlungssysteme im Schlachthof abgeleitet werden (siehe dazu (von Rohr 1998)).

Ansatz von Berry

In einer Arbeit von Berry et al. (Berry, Cromie, and M.Judge 2017) wird ein Merkmal “differential age” (DAGE) definiert und die genetische Variation für dieses Merkmal wird geschätzt. Dieses Merkmal soll quantifizieren, ob es bei konstanter Schlachtgewicht und konstanter Fettabdeckung genetische Unterschiede beim Schlachtalter der Tiere gibt. Ziel ist es, bei optimalen Schlachtleistungsmerkmalen möglichst junge, das heisst, möglichst frühreife Tiere zu selektieren.

Wachstumsmodelle

Analog zur Arbeit von (de Greef 1992) bei den Schweinen, kann das Wachstum beim Fleischrind auch mittels Wachstumskurven modelliert werden. Aufgrund der Resultate der Wachstumsmodelle können Frühreife und andere Schlachtleistungsmerkmale abgeleitet werden. Bei diesem Ansatz stellt sich die Frage nach der Verfügbarkeit der Inputparametern für die Wachstumsmodelle.

Vorgehen

Wir schlagen vor, die Arbeiten aufgrund der folgenden Schritte umzusetzen

Anforderungen und Unterstützungen

Das gestellte Thema muss vom Studierenden selbstständig bearbeitet werden. Dabei wird sie/er von der Betreuung bei Qualitas unterstützt. Diese Unterstützung umfasst die folgenden Punkte

Die Studentin oder der Student soll für einen erfolgreichen Abschluss der Arbeit die folgenden Anforderungen erfüllen

  1. Erstellen einer Literaturübersicht zum Thema Frühreife in der Fleischrinderzucht
  2. Beschreibung der Relevanz der Frühreife in der Fleischrinderzucht
  3. Beschreibung der vorgeschlagenen Massnahmen zur züchterischen Verbesserung der Frühreife bei Fleischrindern
  4. Umsetzung der Eigenschaft der Frühreife in messbare Merkmale gemäss der vorgeschlagenen Massnahmen
  5. Ausarbeitung einer Umsetzungsvariante für einen Index der Schlachtleistungsmerkmale
  6. Erster Zusatz: Umsetzung eines Indexes für Schlachtleistungsmerkmale mit konkreten Daten aus der Routinezuchtwertschätzung von VMS
  7. Zweiter Zusatz: Umsetzungen des Ansatzes von Berry et al. (Berry, Cromie, and M.Judge 2017) und von Wachstumsmodellen

Bewertung

Dieser Abschnitt beschreibt die Bewertung der eingereichten Masterarbeit.


Letzte Änderung: 2018-04-04 12:02:11 (peter)


References

Berry, D. P., A. R. Cromie, and M. M.Judge. 2017. “Rapid Communication: Large Exploitable Genetic Variability Exists to Shorten Age at Slaughter in Cattle.” Journal of Animal Science 95 (10): 4526–32. doi:10.2527/jas2017.2016.

de Greef, K.H. 1992. “Prediction of Production : Nutrition Induced Tissue Partitioning in Growing Pigs.” PhD thesis, Wageningen University.

Hospenthal, A. 2016. “Schlachtdatenauswertung Der Markenprogramme von Mutterkuh Schweiz.” Master’s thesis, ETH Zürich.

von Rohr, P. 1998. “Wirtschaftliche Gewichte Für Mastleistungs- Und Schlachtkörperqualitatsmerkmale Beim Schwein.” PhD thesis, ETH Zürich.